Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
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6. März 1844 |
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 ls die Jünglinge verschwunden waren, da fragte Eudokia die Maria, wer denn so ganz eigentlich diese Jünglinge waren.
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Denn die Eudokia war noch eine Heidin und wußte nichts von den außerordentlichen Geheimnissen des Himmels.
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Daß aber bei dieser Gelegenheit auch die Heiden die Engel sahen, rührte daher, weil für die Zeit hindurch ihr inneres Auge erschlossen gehalten ward;
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und das Verschwinden der Engel war sonach nichts anderes als das Sich-wieder-Schließen der geistigen inneren Sehe, -
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aus dem Grunde es auch nach dem Verschwinden der Engel der Eudokia vorkam, als wäre sie aus einem tiefen Traume erwacht.
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Sie empfand sich nun wieder ganz naturmäßig, und alles, was sie den ganzen Tag hindurch gesehen, gehört und getan hatte, kam ihr wie ein sehr lebhafter Traum vor.
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Darum denn auch ist die obige Frage von seiten der Eudokia an die Maria verzeihlich;
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denn sie war nun wieder ganz im Außenzustande, und dieser war heidnisch.
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Und die Maria aber antwortete und sprach: ,,Eudokia, wir werden noch länger beisammenbleiben, und dir wird alles klar werden, was dir jetzt noch dunkel ist!
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Für heute aber wollen wir uns zur Ruhe begeben; denn ich bin sehr müde!"
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Die Eudokia begnügte sich wohl äußerlich mit dieser Vertröstung; aber in ihrem Herzen stieg die Begierde.
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Joseph aber sagte: ,,Meine Kinder, es ist Nacht geworden; schließet die Tore und begebet euch zur Ruhe!
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Denn morgen ist ja ohnehin noch der Sabbater (Nachsabbat), an dem wir nicht arbeiten; da werden wir uns über so manches noch besprechen können!
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Für heute aber lobet den Herrn und tut, wie ich es euch anbefohlen habe!
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Du, Jakob, aber bereite die Wiege und bringe das Kindlein zur Ruhe, und stelle die Wiege ans Lager der Mutter!
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Und du, Eudokia, begebe dich auch in dein Schlafgemach und stärke deine Glieder mit einem süßen Schlafe im Namen des Herrn!"
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Und die Eudokia ging sogleich in ihr bestimmtes Gemach, legte sich auf ihr Lager, aber ferne blieb der Schlaf;
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denn zu erregt war ihr feurig Gemüt ob des Verschwindens der Jünglinge.
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Denn sie hatte sich in den Gabriel verliebt und wußte sich nun nicht zu raten und zu helfen, da der Gegenstand ihres Herzens so plötzlich vor ihren Augen verschwand.
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Da aber alles ruhte und schlief, da erhob sich die Eudokia und öffnete ein Fenster und blickte hinaus.
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Da stand plötzlich Gabriel vor ihr und sprach: ,,Du mußt dein Herz zur Ruhe bringen!
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Denn siehe, ich bin nicht ein Mensch gleich dir, sondern ich bin nur ein Geist und bin ein Bote Gottes!
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Das Kindlein aber bete an; denn dieses ist der Herr, der wird beruhigen dein Herz!" - Darauf verschwand der Engel wieder, und die Eudokia bekam Ruhe.
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