Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
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10. August 1844 |
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 oseph aber, da er sah, wie sich der Dumas gar sehr bemühte, das zu erfahren, woher das Kindlein solche wunderbare Eigenschaft habe, sagte zu ihm:
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,,Bruder! Ich weiß ja noch gar wohl, daß du die Weisheit der Griechen studiertest und hast da des weisen Sokrates Sätze mir gar oft vorgesagt.
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Und da hieß es: Der Mensch brauche nichts zu lernen, sondern nur sein Geist werde erweckt auf dem Wege der Erinnerung.
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Und der Mensch habe dann alles, was er brauche für die ganze Ewigkeit.
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Siehe, das hast du mir als ein weiser Lehrer der Jugend gar oft gesagt!
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Nun siehe, wenn solcher dein Grundsatz sicher richtig ist, was braucht es dann mehr?!
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Hier siehst du ja demnach nichts als eine lebendige Bestätigung deines sokratischen Satzes.
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In diesem meinem Kinde ist des Geist sehr früh durch einen eigenen Vorgang in dessen Natur geweckt worden, und so hat dieser Kindmensch auch nun schon für die Ewigkeit zur Genüge,
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und wir brauchen Ihm daher nichts mehr zu geben, als was Er hat aus Sich!
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Findest du das nicht also richtig, als wie richtig da eins und eins zwei sind?"
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Hier griff sich der Dumas auf die Stirne und sprach mit einem gewissen Pathos:
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,,Ja, also ist es! - denn also war ich es, der da von solcher Weisheit den jüdischen Dummköpfen etwas zum Riechen gebracht hat!
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Dich aber meine ich nicht etwa auch darunter; denn du bist ja eben fast der einzige, mit dem ich wohlverstandenermaßen habe über den göttlichen Sokrates, Aristoteles, Plato und andere mehr reden können.
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Wir haben zwar wohl auch sehr große Männer, als da sind die Propheten und die ersten großen Könige dieses Volkes;
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aber fürs Praktische sind sie nicht also gut zu gebrauchen wie die alten Weisen der Griechen.
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Denn unsere Propheten führen stets eine Sprache, die sie selbst vielleicht so wenig als wir nun verstanden haben.
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Aber ganz was anderes dagegen sind die alten Griechen;
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diese reden doch klar und deutlich, was sie wollen, und sind daher auch für praktische Menschen von größtem Nutzen.
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Das rührt aber auch sicher daher, weil sie gleich mir Lehrer des Volkes waren."
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Joseph lächelte hier bei dieser Gelegenheit; denn er ersah noch ganz unverändert seinen alten Verehrer der Griechen, aber dabei auch den alten Eigenlober.
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Er gab ihm daher recht, um sein Kind nicht zu verdächtigen.
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Aber das Kindlein Selbst lief zum Dumas hin und sagte zu ihm:
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,,Aber Freund! - du bist noch sehr dunstig und dumm, so du die jüdischen Weisen den Philosophen der Griechen nachsetzest;
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denn die ersten redeten aus Gott, - diese aber reden aus der Welt!
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Und da du noch voll des Weltgeistes bist und leer am Geiste Gottes, so verstehst du auch das Weltliche besser als das Göttliche!"
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Das gab dem Dumas einen gewaltigen Rippenstoß. Er mußte einen gelehrten Gähner machen und sagte zu Joseph nichts, als im Latein: ,,Dixit - puer ille! Ego autem intellego eius ironiam quam acerbam. !" - Darauf entfernte er sich und ließ den Joseph sitzen; dieser aber zog auch weiter. -
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