Biographisches Evangelium des Herrn von der Zeit an, da Joseph Mariam zu sich nahm
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29. November 1843 |
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 n der Villa wieder angelangt, begab sich Joseph sogleich zu seinen Söhnen, welche soeben mit der Bereitung eines Mittagsmahles beschäftigt waren, und sprach zu ihnen:
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,,Gut, gut, meine Söhne, ihr seid meinem Wunsche zuvorgekommen; aber wir haben heute drei Gäste mehr, nämlich die drei Priester, die heute früh sind zum Tode ausgesetzt worden!
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Diese wollen wir ganz besonders gut bewirten, damit sie unsere Freunde werden in der Anerkennung unseres Vaters im Himmel,
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der uns zu Seinen Kindern erwählt hat durch den Bund, den Er mit unseren Vätern gemacht hat!
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Du, Jakob, aber gehe sogleich hinaus, der sehr müde gewordenen Mutter entgegen, und nehme ihr unser aller allerliebstes Kindlein ab,
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und bringe Es sogleich zur Ruhe; denn Es ist auch schon sichtbar müde und sehnt Sich nach der Wiege!"
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Und sogleich lief der Jakob hinaus und zu der Maria, die soeben aus der Sänfte stieg, und nahm ihr sogleich mit großer Liebe und Freude das Kindlein von den Armen.
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Das Kindlein aber erwies dem Jakob eben auch dieselbe große Freude; denn Es hüpfte auf seinen Armen und lächelte und kneipte und zupfte ihn, wo Es ihn mit Seinen Händchen nur erwischen konnte.
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Die drei Priester aber, die vor diesem Kinde den allerungeheuersten Respekt hatten, verwunderten sich in aller Freude ihres Gemütes, da sie an diesem Kinde auch etwas echt Kindliches entdeckten.
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Einer von ihnen aber ging hin zum Jakob und fragte ihn in gut hebräischer Sprache:
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,,Sage mir, ist dieses Wunderkind aller Kinder stets so munter, ja man möchte sagen - sogar ein wenig neckend schlimm, wie Kinder gewöhnlicher Art manchmal freilich erst in zwei oder drei Jahren es sind?"
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Das Kindlein aber antwortete sogleich Selbst an Stelle des Jakob:
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,,Ja, ja, Mein Freund! - Die Ich liebe, die necke Ich auch und kneipe und zupfe sie; aber das geschieht nur jenen, die Mich so wie Mein Jakob lieben - und Ich sie auch so liebe wie diesen Meinen lieben Jakob!
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Aber Ich tue ihnen darum doch nicht Leids an! - Nicht wahr, du Mein lieber Jakob, es tut dir nicht weh, so Ich dich zupfe und kneipe?"
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Und der Jakob, wie gewöhnlich gleich zu Tränen gerührt, sprach: ,,O Du mein göttlich allerliebstes Brüderchen, wie könntest Du mir wehe tun?!"
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Und das Kindlein erwiderte darauf dem Jakob: ,,Jakob, Mein Bruder, du hast Mich wahrlich lieb!
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Ich aber habe auch dich so lieb, daß du es in Ewigkeit nie genug wirst begreifen können, wie lieb Ich dich habe!
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Siehe, du Mein lieber Bruder Jakob, die Himmel sind weit und endlos groß; zahllose glänzende Lichtwelten fassen sie, wie die Erde einen Tautropfen!
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Und die Welten sind Träger von zahllosen glücklichsten Wesen deiner Art; aber glücklicher ist unter ihnen keines als du, nun Mein liebster Bruder! - Jetzt verstehst du Mich noch nicht; aber du wirst Mich schon noch recht gut verstehen mit der Zeit. - Schlafen aber mag Ich jetzt nicht, wenn die Menschen um Mich wachen! - Aber bei dir will Ich bleiben!"
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Diese Rede brach unserem Jakob von neuem wieder sein Herz, daß er darob weinte vor Liebfreude; der fragende Priester aber sank beinahe in den Boden vor lauter Ehrfurcht und Höchstachtung dieses Kindes!
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